von Philipp Würfel

Die deutsche Meisterschaft ist schon seit einigen Wochen Geschichte. Von daher allerhöchste Zeit für die Spieler-Awards.

Im Norden war die abgelaufene Saison eine einseitige Geschichte. Die Alligators und die Untouchables dominierten die restlichen sechs Teams und belegten mit großem Abstand die ersten beiden Plätze in der Abschlusstabelle der regulären Saison. Solingen war noch ein Tick besser, als der Rivale aus Paderborn und kassierte in 28 Spielen nur eine Niederlage. Zudem konnten sie als einziges Team aus dem Norden bis ins Halbfinale vorstoßen, wo sie schließlich dem späteren deutschen Meister Regensburg unterlagen.

Von daher dürfte es nicht verwunderlich sein, wenn auch die individuellen Trophäen, im Übrigen wie vor einem Jahr, komplett in die Messerstadt gehen. Dabei gibt es aber nur zwei Preisträger, denn die Online-Redaktion von Baseball-Bundesliga.de hat sich entschieden, Chris Beck neben dem Award zum Best Batter auch zum Most Valuable Player zu küren. Der Amerikaner befand sich offensiv in einer anderen Kategorie als die meisten anderen Spieler der Liga. Und auch der beste Pitcher der abgelaufenen Saison kommt aus Solingen. Enorbel Marquez-Ramirez sorgte mit seinem Perfect Game im Mai gegen die Capitals für das Saisonhighlight schlechthin und kassierte im gesamten Saisonverlauf nur eine Niederlage.

Natürlich gab es noch weitere Kandidaten. So hatte der Homerun- und RBI-König 2008 Josh Lively maßgeblichen Anteil daran, dass die Wanderers gleich im Aufstiegsjahr die Playoffrunde erreichten. Oder im Pitching-Bereich die Paderborner Eugen Heilmann und Benigno Ozuna, die zusammen dafür sorgten, dass die Alligators am Saisonende noch ein wenig Gegenwind verspürten. 

Most Valuable Player und Best Batter: Chris Beck - Solingen Alligators
Als der 23-jährige Shortstop und Absolvent der University of North Carolina in Pembroke Chris Beck im Winter von den Alligators verpflichtet wurde, kannte ihn in deutschen Baseballkreisen wohl kaum jemand. Nach einem Jahr Baseball-Bundesliga hat sich dies aber grundlegend geändert und er dürfte wohl jedem Baseball-Fan in Deutschland ein Begriff sein.

Beck führte in seiner Premierensaison auf dem europäischen Kontinent  nahezu alle wichtigen Offensivstatistiken der Liga an und war einer der Hauptgründe, warum Solingen den Norden während der regulären Saison so dominierte und schließlich erst im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft vom Titelträger aus Regensburg gestoppt werden konnte.

Mit .531 hatte Beck einen Schlagdurchschnitt, der  fast 100 Punkte besser war  als die Nummer zwei, Teamkollege Kai Gronauer (.433).  Und auch bei den Runs (45), Hits (51), Doubles (16), Triples (6), Stolen Bases (18), On-Base-Percentage (.594) und Slugging-Percentage (.854) nahm der Amerikaner die Spitzenposition ein. Wie schwer ihn das Pitching in den Griff zu bekommen hatte, zeigte auch ein Blick auf die Strikeout-Statistik. Nur dreimal in 96 At-Bats, musste er nach drei Strikes direkt wieder im Dugout Platz nehmen.

Zu den offensiven Leistungen runden bei Beck noch die guten defensiven Fähigkeiten auf der schwierigsten Position das Gesamtbild ab. Hinter den beiden linkshändigen Starting Pitchern Enorbel Marquez-Ramirez und Andre Hughes zum Einsatz kommend, die einen Groundball nach dem anderen in die linke Seite des Infields erzwingen, überzeugte er mit nur fünf Errors (FPCT .948), 33 Putouts und 58 Assists in 23 Spielen. Und das Beck nicht nur im Ernst des Spielbetriebes zu ungewöhnlichen Leistungen fähig ist, zeigte er in diesem Jahr während des Trainings bei den Solingen Alligators (Hier Klicken).

Das alles zusammen, gepaart mit gelegentlichen Einsätzen auf dem Mound (ERA 0.00, 8 SO in 3 IP) und einer guten Viertelfinalserie gegen die Mainz Athletics (.429, HR, 4 Runs, 3 RBI) führt dazu, dass die Online-Redaktion der Baseball-Bundesliga sich dazu entschlossen hat, Beck nicht nur mit dem Titel des Best Batter zu krönen, sondern ihm auch den MVP-Award im Norden zu verleihen. 

Best Pitcher: Enorbel Marquez-Ramirez - Solingen Alligators
Im Gegensatz zu Beck, ist sein Teamkollege Enorbel Marquez-Ramirez schon seit Jahren kein Unbekannter in deutschen Baseballkreisen. Ganz im Gegenteil, spätestens seit der WM in Taiwan im letzten November ist sein Name auch ein Begriff auf der internationalen Landkarte. Und auch in der diesjährigen Bundesliga-Saison konnte ihm kein Anderer das Wasser reichen und er bekommt den Titel des Best Pitchers 2008.

Auf elf Starts brachte es Marquez-Ramirez in diesem Jahr während der regulären Saison, in nur vier Spielen davon, musste er earned Runs abgeben. Kein einziges Mal verlor er eine Partie. Und einmal war er sogar perfekt. Am 25. Mai legte der Linkshänder sein Husarenstück ab, als er gegen die Bonn Capitals alle 27 gegnerischen Batter, entweder per Strikeout (15) oder Groundout auf die Bank zurückschickte. Insgesamt kam er auf zehn Siege bei einem ERA von 1.00 und 98 Strikeouts (18 Walks) in 81 Innings.

Nach der Pflicht, folgte mit den Playoffs die Kür, wo er im Viertelfinale mit zwei Siegen und 25 Strikeouts in 18 Innings maßgeblich am Erfolg gegen den deutschen Meister 2007 Athletics beteiligt war. Im Halbfinale gegen die Buchbinder Legionäre (W-L 1-1, 17 IP, 13 SO, 3 ER, 4 BB)  war er nicht viel schlechter, wurde aber in Spiel eins vom überragenden Philipp Hoffschild in die Schranken gewiesen, ehe er mit einem Complete Game in Spiel drei den Sweep verhindern konnte.